Infos zu (DAVERTNICKEL)


Rassenname:
DAVERTNICKEL

Zuchtland:
Deutschland

Zuchtgebiet:
Nordrhein - Westfalen, Münsterland, Davert - Wald

Besonderheiten:
Name der Rasse vom Lebensraum, Ausgestorben

Größe:
um 150 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
Kleinpferd

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat nicht ohne Grund das Pferd im Wappen, denn nirgends in Deutschland gab es einst so viele „wilde Pferde“ in den Wäldern die je nach Zucht und Lage die verschiedensten Besitzer hatten. Dies ging vom einfachen Bauern über Edelherren bis hin zu Fürsten, von denen die aus dem Fürstenhaus zu LIPPE (Senner) und die der Herzöge von CROY (Dülmener Pferde) als die bekanntesten und die besten Züchter zählten. Auch heute gilt dieses Bundesland als das mit der breitesten und dichtesten Pferdevielfalt in ganz Deutsch-land. Auch die Anzahl der organisier-ten Pferdesportler und Freizeitreiter ist überdurchschnittlich hoch und statistisch gut belegt.
Ursprünglich waren diese Pferde in einem geschlossenen Waldgebiet quer durch Nordrhein –Westfalen zu finden, das mit verschiedenen Heide - und Moorbrüchen, dichtem Gestrüpp und unwegsamer Vegetation versehen war. Erst durch den Menschen wurden die Pferde dann mehr oder weniger bewusst oder unbewusst in die verschiedenen Wildbahngestüte zurückgedrängt
Über die Herkunft der verschiedenen Pferde in den Wildbahngestüten kann man nur Vermutungen anstellen, doch es gilt als sicher das diese Pferde nicht mit den alten kleinen unansehn-lichen germanischen Pferden verwandt sind die schon von CÄSAR und TACITUS beschrieben wurden. Vielmehr könnte es sich wirklich um die Überreste echter westfälischer Wildpferde handeln die schon um ca. 2 000 v. Chr. in ganz Europa und auch in Westfalen lebten und zu dieser Zeit auch dort domestiziert wurden. Doch ob diese „Wildbahnpferde“ wirklich die direkten Nachfahren der noch nach der Eiszeit vorhandenen wilden Pferde darstellten lässt sich leider nicht belegen, wie vieles in der Geschichte und Abstammung des heutigen Pferdes noch mit Lücken versehen ist.
Die Dülmener Wildpferde aus dem Merfelder Bruch im Westen von Westfalen, das Arenberg - Nordkirch-ner Pony aus Nordkirchen und der Senner aus der Senne in Ostwestfalen sind wohl die einzigen überlebenden Pferderassen einer einstmaligen großen Generation von westfälischen Wildbahngestüten. Heute zählt die Dülmener Wildbahn zum letzten Wildbahngestüt in Europa.
Was kaum bekannt ist, Nordrhein - Westfalen hatte einst über 20 Wildbahngestüte in denen unter-schiedliche wilde Pferde lebten. Die wichtigsten waren von Osten nach Westen der Duisburger Wald an der Grenze zum Rheinland, der Emscher - Bruch, der Tungeloher - Bruch, der Merfelder - Bruch, der Davert - Wald, der Arnsberger Wald, der Gutsbezirk Meschede, der Hardehauser - Wald und die Senne.
Neben dem Dülmener Wildpferd, dem Arenberg - Nordkirchner Pony aus Nordkirchen und dem Senner sind besonders die Emscherbrücher Dickköpfe aus dem Emscher - Bruch, die Davertnickel aus dem Davert - Wald, die Pferde des Duisburger Waldes und das Münsterländer Kleipferd bekannt gewesen wobei die letzten 4 aber meist bis zum 19. Jh. ausstarben.
Die Davert ist eine ausgedehnte und sehr naturnah bewaldete Flachmulde im zentralen Müns-terland und befindet sich südwestlich von Münster. Im gesamten Gebiet gibt es immer wieder weite Weide- und Ackerflächen die sich mit Wald, dem Davert Wald, abwechseln.
Auch über deren Pferde, die Davertnickel, gibt es wenige gute Informationen. Der Name „Davertni-ckel“ kommt einerseits vom gleichnamigen Wald und von der Bezeichnung „nickelig“ oder „Nickel“, welches oft für ein eigensinniges Kind oder auch energische, hartnäckige und bösartige Menschen dort üblich war. Leider ist über diese Pferde kaum etwas bekannt und auch ihre erste Erwähnung im Jahre 1339 in einem kirchlichen Schreiben fand relativ spät statt. Die gesamte Wildbahnregion war über die Jahrhunderte, wie bei allen anderen Wildbahnen, gekennzeichnet von Streitereien um das Jagdrecht, die Landaufteilung, die Nutzung der Pferde, den Hengstbesitz und das Erbe. So meldeten im Jahre 1769 unglaubliche 238 Parteien Jagd- und Weiderechte für das eingezäunte Gebiet an! Die Pferde wurden in dem Wald, wie auch bei den Emscherbrüchern üblich, mit Schlingen die von den Bäumen in Kopfhöhe herunterhingen gefangen und dann von den Männern gebändigt. Weiterhin wurden sie in den Futterscheunen, die die Pferde im Winter mit Heu versorgten, mit derselben Methode einge-fangen. Diese Schlingen waren unter der Bezeichnung „Regen“ bekannt. Bekannt sind auch regelmäßige Jagden auf diese Pferde. Die Aufsicht über alle Pferde hatten zwei Wildbahnmeister die unter der Aufsicht der Gutsherrschaft zu Davensberg standen.
Über den Typus dieser Pferde ist wenig bekannt, doch es soll sich um eher gedrungene Pferde mit einer Größe von ca. 150 cm bis 153 cm gehandelt haben die eisenharte Hufe besaßen die nicht beschlagen werden mussten. Sie sollen damals ähnlich den Emscherbrücher Dickköpfen, Münsterländer Kleipferden und Dülmener Pferden gewesen sein. Also einfache und unveredelte Primitivpferde. Andere Autoren bezeichnen sie als eher schwer und von kaltblütigem Schlag um sie von den edleren Wildbahn-pferden wie dem Senner und dem Pferd des Duisburger Waldes abzurücken. So versuchte man die Wurzeln der westfälischen Warmblutzucht zu finden, doch damit haben diese Pferde eher wenig zu tun da sie fast alle ausstarben. Durch die Zähigkeit und Anspruchslosigkeit dieser Pferde waren sie für die verschiedensten Arbeiten in der Landwirtschaft, bei der Armee für das Transportwesen und andere Tätigkeiten meist gesucht. Es war also ein typisches Acker- und Wagenpferd.
Im Jahre 1812 begann das Ende der Davertnickel als die letzten 18 Pferde aus der Wildbahn genommen und von Freiherr von ELVERFELD versteigert wurden. Die später bezeichneten Wildpferde aus dieser Region waren wohl eher die Pferde die man im Winter nach Beendigung der Landarbeit auf die weiten Flächen trieb, um die im Frühjahr wieder einzufangen. Im Jahre 1841 wurde der Davert geteilt nach-dem schon ab 1820 mit Aufforstungsmaßnahmen begonnen wurde. Damit war das Ende dieser Wildbahn besiegelt und deren Pferde starben aus.


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