Infos zu (KLADRUBER)


Rassenname:
KLADRUBER

Zuchtland:
Tschechien

Zuchtgebiet:
Gestüt Kladrub

Besonderheiten:
Das erste Wirtschaftstier (Pferderasse) der Welt das zum nationalen Kulturdenkmal erklärt wurde, nur Schimmel und Rappen, Name der Rasse vom Gestüt, guter Karossier

Größe:
170 cm bis 175 cm

Gruppe:
Rasse

Blut:
schweres Warmblut

Der tschechische Kladruber ist eine bewundernswerte uralte Pferderasse die mit keiner anderen zu vergleichen ist. Im Jahre 1995 wurden diese Pferde zum nationalen Kultur-denkmal erklärt und sind somit das erste Wirtschaftstier der Welt dem solch eine Ehre angetan wurde. Obwohl die Rasse fast ausgestorben war, gilt sie heute als überaus reine und wichtige Gen - Reserve autochthoner (bodenständiger) Pferderassen des gesamten östlichen Pferdezuchtraumes. Diese Pferde werden in Kladrub, einem der ältesten Gestüte der Welt und dem größten Gestüt Europas gezüchtet. Dieses Gestüt zählt zu den 7 Staatsbetrieben Tschechiens die n i e verkauft werden dürfen. Dies wurde im Jahre 1996 sogar per Gesetz verfügt. Sie gelten in ihrer Heimat als Nationalheiligtum und öffentliches Kulturgut.
Der tschechische Kladruber ist der beste Beweis für eine konsequent geführte Zucht um eine wertvolle Rasse zu erhalten. Auch wenn die Population nicht sehr groß war, hat diese Rasse heute deutliche Überlebenschancen und ihre Zucht gilt als gesichert. In den letzten 15 Jahren wurde die Anzahl der Mutterstuten verdoppelt.
Der Kladruber ist ein kräftiges und großes überaus wendiges Warmblutpferd mit den Ei-genschaften eines barocken Karossieres. In den Wirren von Zucht, Kriegen, Besetzungen und Regierungsformen ist es bis heute gelungen, dem alten und ursprünglichen Pferdetyp treu zu bleiben und nicht in den Reitpferdezuchtwahn zu verfallen. Besonders das Rasse-merkmal, der typische Ramskopf, wurde immer erhalten. Der Kladruber ähnelt in vielen Eigenschaften und auch dem Aussehen seinem Bruder dem Lipizzaner, war aber in der Zuchtgeschichte immer das größere Pferd. Ursprünglich war der Alt - Kladruber ja schon immer ein großes Pferd mit einer Widerristhöhe von 180 cm bis 190 cm.
Der heutige moderne Kladruber ist etwas und leichter als der ursprüngliche Alt - Kladruber. Obwohl diese Rasse sehr rein gezogen wurde hat sich ihr Erscheinungsbild doch im Laufe der Zeit stark verändert, besonders was das Kaliber betrifft. Insgesamt ist der Kladruber ein kräftiges harmonisch gebautes und sehr abgerundetes Pferd. Der ausdrucksvolle Kopf ist lang, schwer und breitstirnig und weist die typische stark gewölbte Nasenlinie auf. Diese variiert auch je nach Hengstlinie. Die dunklen Augen sind groß und hervortretend und zeigen viel weiß. Die Nüstern sind sehr weit und die Ganaschen sehr kräftig. Der gewaltige Hals ist gut aufgerichtet, leicht geschwungen und wird sehr stolz getragen. Die Brust ist breit und kräftig. Die Schulter ist steil und gut bemuskelt. Der Widerrist ist kurz, flach und niedrig und geht in einen langen, geraden und kräftigen Rücken über. Die Lenden sind breit und kräftig. Die Kruppe ist kurz, breit und gut gerundet und endet mit einem schönen Schweifansatz. Die Gliedmaßen zeigen feine, aber starke und trockene Röhren. Die Gelenke sind sehr gut entwickelt und die Sehnen sind sehr trocken und belastbar. Ober- und Unterarm sind sehr lang. Auch die Fesseln sind sehr lang. Die Hufe sind groß, hart und wohlgeformt. Die Widerristhöhe liegt heute bei ca. 170 bis 175 cm und das Gewicht liegt bei ca. 650 kg bis 750 kg. Das oft dreiteilige Brandzeichen wird an der linken Sattellage gebrannt. Es zeigt die Hengstlinie, den Stutenstamm und eine laufende Nummer. Auf der rechten Seite ist das Geburtsjahr zu sehen. Ein weiteres Brandzeichen befindet sich an der rechten Kopfseite, das für Kladrub bekannte K.
Der Kladruber hat einen ausgezeichneten Charakter. Obwohl sein Temperament sehr lebhaft ist zeigt er sich sehr gehorsam, gutartig und verträglich. Er geht einen ausgezeichne-ten Schritt, der meist sehr schreitend ist, einen mit einer sehr hohen Knieaktion verbunde-nen Trab und einen guten Galopp.
Er wird noch heute international besonders als Kutsch- und Wagen-, sowie Repräsenta-tionspferd genutzt. Aber auch als kräftiges Reitpferd sind diese Pferde nicht zu verachten.
Die Zucht dieser Rasse ist von Anfang an mit dem Gestüt Kladrub an der Elbe verbunden. Es hat, wie auch die Rasse, eine lange Geschichte. Schon Kaiser Maximilian II. gründete 1572 das Hofgestüt Kladrub, um dort Karossenpferde zur Repräsentation für den Kaiserhof züchten zu lassen. Dieses Gestüt wurde im Jahre 1579 von Rudolf II. von Habsburg zum Hofgestüt erhoben. Es ist heute das weltweit älteste Gestüt was noch in Betrieb ist. Gezüchtet wurde fast ausschließlich mit edelsten Pferden altspanischer und italienischer Herkunft. Alle diese Pferde hatten eine klassische Ramsnase. In dieser Zeit waren auch die verschiedensten Farben bei diesen Pferden zu finden. Im Jahre 1729 waren in dem Gestüt 18 Deckhengste und ca. 170 Zuchtstuten zu finden. Leider wurden das Gestüt und dessen Archiv im Jahre 1756 durch eine Feuersbrunst fast vernichtet. Durch die in der Folgezeit fehlenden Zuchtunterlagen und Krankheiten der Pferde in der Isolation war die Zucht lange Zeit geschwächt. Doch wenig später wurde das Gestüt durch Josef II. wieder aufgebaut. Die in der Zwischenzeit nach Ungarn verbrachten Pferde konnten so wieder in ihr Heimatgestüt zurückkehren.
Mit Hilfe des falbfarbenen Kladruber Hengstes FAVORY wurde eine Linie bei den Lipizzanern neu geschaffen. Sie ist heute noch unter dem Namen FAVORY bekannt. Eine weitere Linie ist die des Kladruber Hengstes MAESTOSO.
Später wurde die Zucht der Rasse in zwei klassische Linien aufgeteilt. Die eine Linie waren die so genannten Schimmel und die andere die Rappen. Entsprechend ihrer Farbe wurden sie auch eingesetzt. Schimmel vor die Kutsche des Kaisers und für königliche Repräsenta-tion. Rappen vor die Leichenwagen, wie zur Beerdigung von Franz Josef II. im Jahre 1916, und für die kirchliche Repräsentation.
Mit dem Ende der Donaumonarchie und Gründung der CSSR ging die Zucht der Kladruber stark zurück. Besonders die der Rappen, da sie wegen ihrer alten Repräsentationseigen-schaften eher weniger geschätzt waren. So wurden in der Zucht andere Lipizzaner, Olden-burger und auch Anglonormannen, sowie ein Friese eingesetzt.
Kladrub liegt nahe der Elbe und beherbergt heute über 300 Pferde. Es wurde in den letzten Jahren liebevoll und originaltreu restauriert und konnte im Jahre 1996 sogar Prinz Philipp entzücken, als er während eines Staatsbesuches der englischen Königin in Tschechien, einer Einladung nach Kladrub folgte.
Besonders unter dem Gestütsleiter von Kladrub, Herrn MV Dr. Norbert ZALIS, der das Gestüt über 10 Jahre leitete, ist es zu einem Aufschwung der Zucht und internationaler Anerkennung der Rasse gekommen. Selbst begeisterter Reiter und Hobbyfotograf bildete er daher selber noch Pferde aus und veröffentlichte Bildbände über diese Pferderasse.
Ab 2003 hatte das Gestüt mit Dipl. Ing. Milan VITEK einen neuen Leiter. Seit Januar 2004 hatte die Leitung des Gestütes Frau Dipl. Ing. Lenka GOTTHARDOVA übernommen. Leider ist sie dies nun nicht mehr.
Das Hauptgestüt hat noch zwei Außenstellen die unweit davon mit speziellen Zuchtpro-grammen betraut sind und einen Aufzuchtstrakt. Zum Gestüt gehören 1 200 ha Grundbe-sitz, davon sind fast 500 ha Wald mit besten Fahrt- und Trainingsstrecken für das Training der Kladruber im Gespann. Das Training der Pferde steht immer im Vordergrund. Fast alle Hengste und Stuten werden regelmäßig bewegt. Die Hengste werden täglich geritten und kommen am Wochenende in ein Bewegungskarussell. Die Mutterstuten auf den weitläufigen Koppeln kommen jeden Tag früh auf die Weide und gegen 15.00 Uhr nachmittags zurück in den Stall. Auch für den innerbetrieblichen Transport werden die Pferde im Wechsel vor den Wagen gespannt und die Sportpferde erwartet jeden Tag ein Training auf den zahlreichen Strecken in der umliegenden Umgebung. Die gute qualitätsvolle Aufzucht, das durchdachte Training und die Klasse der Rasse machen den Kladruber zu einem erstklassigen und sehr begehrten Sport- und Repräsentationspferd. Fahrsportfreunde aus Belgien, Italien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich und der Schweiz setzten auf diese Pferde. In Däne-mark laufen weiße Kladruber vor der Königskarosse.
Der 3-jährige bis 3 ½ -jährige Kladruber erhält im Gestüt eine 12-monatige Grundausbil-dung und muss im Alter von 4 Jahren eine spezielle Leistungsprüfung bestehen. Wiederum einzigartig auf der Welt- diese Prüfung ist für Hengste und Stuten gleich.
Blickt man aus Kladrub auf eine der langen Alleen, dann sieht man an einem ihrer Enden den Franzenshof. In diesem Aufzuchtsstall stehen ca. 180 Jungpferde. Dieser Stall wurde im Jahre 1835 erbaut und ist der längste Gewölbestall Europas. Die Pferde kommen hier als Jährlinge an und bleiben bis zu ihrer Ausbildungszeit die mit ca. 3 bis 3 ½ Jahren be-ginnt. Heute gibt es wieder über 300 Pferde in Kladruby n. Labem, davon sind ca. 60 Zuchtstuten und 11 Zuchthengste. Betreut werden sie von 110 Angestellten.
DIE SCHIMMELLINIEN
1. Die Schimmellinie GENERALISSIMUS
Sie wurde von einem im Jahre 1797 geborenen Hengst mit gleichem Namen begründet wurde. Dieser Stamm existierte bis zum Jahre 1929 und wurde über den Hengst GENERALISSIMUS XXIII aus einer Generalissimus-Mutter erneuert.
2. Die Schimmellinie PEPOLI
Sie wurde durch den italienischen Rapphengst PEPOLI (geb. 1764) begründet, der zum Stammvater der Rasse wurde. Er stammte aus dem bekannten italienischen Fürstenhaus Ferrara. Sein Sohn, der Hengst IMPERATORE und dessen Enkel, der Schimmelhengst GENERALE (geb. 1787), gaben der Linie den heute bekannten Namen.
3. Die Schimmellinie FAVORY
Diese Linie war für eine Linie der Lipizzaner verantwortlich. In der Zucht kamen auch weitere Lipizzanerhengste zum Einsatz, gerade vom Stamm FAVORY. Weiterhin kamen auch russische Orlow Traber in der Zucht vor. Sie hinterließen aber keine Linie.
4. Die Schimmellinie RUDOLFO
Sie wurde in den 70er Jahren wurde von dem gleichnamigen portugiesischen Lusitano Hengst begründet.
5. Die Schimmellinie SACRAMOSO
Diese kam von den Altkladruber Rappen.
Gezüchtet wird mit allen genannten 5 Linien, wobei die Linie FAVORY weniger vertreten ist.
Aber man darf auch die Stuten nicht vergessen. Die Hauptfamilie der Stute ALBA VIII (von GENERALE XXII, 1861) teilte sich in drei Äste mit den Anfangsbuchstaben E, A und P. Im Jahre 1894 gründete die Stute CARIERA die C- Familie und im Jahre 1895 die Stute RAGUSA I die R-Familie. Die jüngste Familie stammt von der Stute SARDINA und beginnt mit S.
Alle Schimmel werden in Kladrub gezüchtet.
Slatinany, eine Außenstelle von Kladrub liegt ca. 15 km südlich in den, im 19. Jh. errich-teten Gebäuden des einstigen Vollblutrennstalles der Fürsten Auersberg. Seit 1992 gehört diese Zuchtstätte zum Gestüt Kladrub. Früher befand sich hier auch ein bekanntes For-schungsinstitut. Hier befindet sich 1. die Rappenzucht, 2. das Zentralregister aller tsche-schischen Rassen, außer Vollblütern und Trabern und 3. das einzigartige Pferdemuseum. Dieses wurde 1946 nach einer Idee von Prof. Dr. F. BILEC geschaffen. Vor diesem Museum steht die Bronzestatue des Kladruber Hengstes THESEUS. In fast 50 Räumen stehen hier über 4 000 Pferdeexponate und eine Bibliothek ist voll mit edelsten Raritäten. Im Jahre 1998 wurden die Innenräume neu restauriert.
Dieses liebevoll gestaltete und mit außergewöhnlichen Exponaten aus der Pferdewelt ausgestattete Museum ist wirklich einen Besuch wert. Im Schlosspark sind noch zwei weitere Raritäten zu sehen, lebende Przewalskipferde.
Unweit des Hengststalles befindet sich auch das Schloss Slatian, das noch bis 1945 im Besitz der Fürsten Auersberg war und heute von den Wiener Erben zurückgefordert wird.
Die gesamte Anlage besticht durch ihre wunderschöne Parklandschaft mit uralten Bäumen unter denen die Stuten mit ihren Fohlen weiden können.
Etwas weiter weg, d.h. 12 km westlich und 20 km südöstlich von Kladrub, liegt Hermann Mestitsch, in einem ehemaligen Jagdstall der Grafen Kinsky. Hier stehen ca. 25 Kladruber Hengste. Ein Kleinod dieser Zuchtinsel ist die alte barocke Sattelkammer mit seltenen und einzigartigen barocken Sätteln.
Etwa 20 km östlich von Kladrub liegt ein weiteres Highlight für Pferdefreunde, die Pardu-bicer Hindernisrennbahn. Hier wird seit 1874 immer im Herbst das schwerste Hindernis-rennen der Welt über fast 7 km veranstaltet.
DIE RAPPLINIEN
1. Die Rapplinie SACRAMOSO
Diese Rapplinie entstand durch den im Jahre 1799 von Italien oder Spanien eingeführten Hengst SACRAMOSO und erhielt auch dessen Namen. Dieser Hengst war ein Vertreter der norditalienischen Polesina - Rasse und wurde im erzbischöflichen Gestüt in Ries aufgezo-gen.
2. Die Rapplinie NAPOLEONE
Diese Nebenlinie ist die weniger bekannt und stammt aus dem Jahre 1800.
Diese letztere Linie endete im Jahre 1922 und die SACRAMOSO Linie wäre auch bald ausgestorben.
Die Rappen waren schon immer die Pferde der Kirche und daher weniger vertreten. In dem erbischhöflichen Gestüt von Königgrätz standen zu Beginn der 30er Jahre nur noch einige dieser Rappen und ermöglichten eine Weiterzucht. Mit 2 Originalhengsten und 6 Stuten gelang es Prof. Dr. Frantisek Bilec von 1939 bis 1941 die Rappen mit großen Mühen zu retten. Heutige Linien sind die von SACRAMOSO, SOLO und SIGLAVY-PAKRA und die des Friesenhengstes ROMKE.
Die Zucht der Rappen sollte mit Hilfe des Friesenhengstes ROMKE wieder gefestigt und erweitert werden. Durch seinen Einsatz sollte die schwarze Farbe ohne Abzeichen gefestigt und mehr Größe vererbt werden. Doch insgesamt hatte dieser Hengst einen weniger guten Einfluss da er einige typische Merkmale der Rasse verdrängte und unerwünschte hinzu-brachte. So ging der typische Ramskopf weg, die Pferde hatten unerwünschten Behang an den Gliedmaßen und der Brustkorb wurde zu tonnig. Durch eine gezielte Zucht mit anderen bewährten und o. g. Rassen wurde dies wider abgestellt. Heute gibt es wieder ca. 260 Pferde in Slatinany, davon sind 70 Zuchtstuten und 12 Zuchthengste.
Der Kladruber hat eine gute Zukunft, besonders was den Fahrsport betrifft. Die Fahrpferde waren schon in den 60er Jahren berühmt. Im Jahre 1968 mit Josef Belohoubek (Aachen), später mit Jiri Kocman (Windsor, Silvasvarad) und Josef Nims, Jaroslaw Sebek und J. Kurka. In den 90er Jahren präsentierte das Gestüt am meisten Petr Vozab, der 5x tsche-chischer Meister im Vierspännerfahren war und an der Weltmeisterschaft im Jahre 2000 teilnahm. Gerade im Juli 2003 nahmen Kladruber Pferde sehr erfolgreich an einem Turnier in Eger teil.

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